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Zwergenten in grobgescheckt-wildfarbig – ein neuer Hauptfarbenschlag? (Artikel veröffentlicht in den Zwergentennachrichten 2013)

 

Vor nicht allzu langer Zeit zählten die wildfarbig-gescheckten Zwergenten noch zu den seltenen Farbenschlägen. Sie führten ein Mauerblümchendasein und wurden manche Jahre nicht einmal auf Bundesebene gezeigt. Es waren Raritäten auf Großschauen. Seit zirka 5 Jahren zeichnet sich aber ein Trendwechsel ab. Mehr und mehr Zuchtfreunde können sich für diesen attraktiven Farbenschlag begeistern und nehmen die Schwierigkeiten und Anstrengungen bei der Zucht und der Tierauswahl für die Schauen auf sich. Mittlerweile fehlen die Grobgescheckt-wildfarbigen auf keiner Bundesschau. So stellten die Grobgescheckt-Wildfarbigen zur Europaschau 2012 in Leipzig mit 64 Tieren den fünftstärksten Farbenschlag. Einen großen Anteil an der Verfeinerung und Verbreitung  unserer Schecken hat unser leider viel zu früh verstorbener Zuchtfreund Friedhelm Fehsel. Er zeigte seine gescheckten Zwergenten regelmäßig in vorzüglicher Qualität auf den Hauptsonderschauen. Mittlerweile sind auf Grund der breiteren Zuchtbasis die Qualität der Tiere, aber auch die Anforderungen an die ausgestellten Tiere gestiegen.

Der Standard sieht eine harmonische Grobscheckung vor, wobei weiße Bezirke in allen Gefiederpartien auftreten können. Für Schauen sollten nur Tiere ausgewählt werden, deren Scheckung möglichst gleichmäßig und symmetrisch auf beiden Körperhälften verteilt ist. Zudem sollte der Weißanteil mindestens ein Drittel betragen, um eine ausgeprägte Scheckung zu gewährleisten. Die Färbung des Schnabels ist bei der Ente mit braungelb bis gelb-braunfleckig und beim Erpel mit olivgrün bis grün-gelb-fleckig angegeben, wobei eine rein gelbe Schnabelfarbe ohne jegliches Pigment beim Erpel als Grober Fehler gilt. Die Läufe werden orangefarbig gefordert.

Die weitgefassten Mindestanforderungen an das Farbspiel reduzieren den Anteil von Fehlfarben unter der Nachzucht. Leider definiert der Standard kein Ideal und stellt somit Preisrichter und Züchter vor Probleme. Zum einen ist es schwierig Spitzentiere herauszustellen und dabei auf ein einheitliches Zeichnungsideal zurückzugreifen, wenn alle Anforderungen an Typ und Kopf erfüllt sind. Zum anderen ist es für die Züchter schwierig die Nachzucht zu selektieren und die Tiere für Schauen auszuwählen, da es mehrere Auffassungen zum Farbspiel der Scheckung unter den Preisrichtern gibt. Das Problem des uneinheitlichen Verständnisses einer ausgeglichenen Scheckung führt ausnahmslos zu Verlierern. Preisrichter müssen sich vor den Züchtern verantworten, Züchter sind frustriert, da sie bei der Tierauswahl für die Ausstellung daneben lagen und schließlich unsere Schecken, da neue Züchter verprellt oder zum Aufgeben bewogen werden. Andererseits leidet auch die Gleichmäßigkeit innerhalb der Kollektion, wenn nahezu jedes Tier eine andere Scheckung aufweist.

Betrachtet man den genetischen Hintergrund so ist einzig und allein das Vorhandensein des dominanten Scheckungsgens R (Runner Pattern) für die Ausprägung der Grobscheckung verantwortlich. Bei reinerbigen Tieren ergibt sich der gewollte Weißanteil, bei heterozygoten Tieren ist zu wenig weiß vorhanden und die Tiere sind nahezu wildfarbig mit einigen weißen Federn. Die Ausprägung dieser Laufentenscheckung ergibt die bei unseren gescheckten Zwergenten vorgesehene Grobscheckung mit maskenartiger Kopfzeichnung, Flankenscheckung, einem weißen Bauch und weißen Schwungfedern. Die Zeichnung sollte gleichmäßig, sprich symmetrisch auf beiden Seiten ausgeprägt sein. Eine Spiegelscheckung, also abwechselnd farbige und weiße Armschwingen, ist züchterisch nicht gezielt zu erreichen. Meiner Meinung nach ist dieses Merkmal nicht geeignet eine Abstufung innerhalb einer Kollektion vornehmen zu können, da bei einer Verpaarung spiegelgescheckter Tiere untereinander, sich solche Tiere nicht automatisch in der Nachzucht erwarten lassen. Vielmehr sind komplett weiße oder rein wildfarbige Arm- und Handschwingen abzulehnen, da bei an sonst ausgeprägter Masken- und Flankenzeichnung der Weißanteil zu hoch oder zu gering ausfallen würde. Dies alles trifft natürlich auch auf unsere grobgescheckt-blauwildfarbigen zu, wobei hier natürlich noch die Spalterbigkeit den gewollten Anteil in der Nachzucht halbiert. Bei allen gescheckten Farbenschlägen sei ausdrücklich erwähnt, dass Putzen erlaubt ist. Die Tiere lassen es meist ruhig über sich ergehen und mit ein wenig Zeitaufwand kann die Symmetrie der Scheckung und die Abgrenzung der wildfarbigen Gefiederpartien besonders im Kopfbereich verbessert werden, wodurch der Ausstellungswert gesteigert wird.

Eine ausgeprägte und symmetrische Scheckung allein ist aber nicht Alles. Eine satte und korrekte Wildfarbe wird gefordert. Die Erpel geben kaum Anlass zur Kritik. Lediglich einige Vertreter könnten in der Brustfarbe satter braun und im Unterschwanz durchgefärbter sein. In Anlehnung an den wildfarbigen Farbenschlag muss bei den Enten auf eine ausgeprägte Hufeisenzeichnung, eine satte Bauch- und durchgefärbte Unterschwanzfarbe hin gearbeitet werden. Hier ist meiner Meinung nach noch viel Zuchtarbeit nötig. Viele Enten zeigen eine zu helle Wildfarbe, so wie wir es von den Rouen Clair-Enten kennen. Im Gegensatz dazu findet man oft auch zu dunkle Enten mit rußiger Grundfarbe und zu dominanter Hufeisenzeichnung, so dass der Rücken fast schwarz erscheint. Beides ist nicht gewollt und muss gestraft werden. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass der niederländische Zuchtfreund Jaap Meindertsma, ein sehr versierter und langjähriger Züchter gescheckter Kwaker, in einem Zuchtartikel der niederländischen Fachzeitschrift Avicultura von zwei verschiedenen Morphen der Wildfarbe unter den Schecken geschrieben hat. Hierbei handelt es sich zum einen um eine sehr dunkle Variante mit dunklen Enten deren Hufeisenzeichnung sehr dominant ist. Die dazugehörigen Erpel zeigen eine stark reduzierter Brustfarbe, so wie wir es von den dunkelwildfarbigen kennen. Die hellere Morphe äußert sich durch Erpel mit satt kastanienroter Brust und Enten mit sehr heller, fast lehmfarbener Grundfarbe. Durch Gespräche mit Jan-Roelof Breman konnte ich erfahren, dass die holländischen Zuchtfreunde die hellere Variante beim wildfarbigen und wildfarbig-gescheckten Farbenschlag bevorzugen. Innerhalb dieser beiden Farbmorphen ergibt sich eine weite Streuung, wobei das Mittel eher unseren Vorstellungen entspricht. Um eine satte Wildfarbe und korrekte Hufeisenzeichnung bei den weiblichen Tieren auf Dauer zu erhalten, ist es von Zeit zu Zeit nötig reinerbig wildfarbige Tiere in die Zucht zu nehmen.

Bei der Auswahl der Zuchttiere ist bezüglich des Farbspiels Fingerspitzengefühl gefragt. Eine genaue Kenntnis der Abstammung ist nötig, um bei der Nachkommenschaft ausreichend ausstellungsfähige Tiere zu erhalten. Bewährt haben sich meiner Meinung nach Ausgleichspaarungen: Erpel mit wenig Weißanteil an Enten mit hohem Weißanteil, beziehungsweise Erpel mit reichlich Scheckung an wenig gescheckte Enten. Daher gilt bei den grobgescheckten Zwergenten in besonderem Maße, dass Zuchttiere nicht immer auch Ausstellungstiere sein müssen! Hat sich der Zuchtstamm bewährt und zeigt die Nachkommenschaft die erhofften Vorzüge im Farbbild, sollte man die Verpaarung beibehalten.

Als Fazit ist zu sagen, dass sich der Zuchtstand der grobgescheckt-wildfarbigen Zwergenten innerhalb der letzten 5 Jahre sehr zum Positiven entwickelt hat. Ausfälle bezüglich Größe, Form und Stand sind nur selten zu finden. Der typische Zwergentenkopf bereitet hingegen noch oft Probleme, wobei die Hauptkritikpunkte fehlender Stirnanstieg, ausgeprägtere Backenbildung, gesteckterer Schnabeleinbau und eine korrekte Schnabellänge sind. In Bezug auf die Farbe muss an einer satten Grund- und Bauchfarbe, sowie korrekten Hufeisenzeichnung gearbeitet werden. Hierbei sind meiner Meinung nach keine Zugeständnisse zu machen, da sich dies sehr hartnäckig vererbt. Auch wenn die Form vor Farbe gilt, kann ein super Formtier bei zu heller Wildfarbe keine Spitzennote erhalten. Bezüglich der Scheckung müssen sich die Sonderrichter bei der Bewertung auf ein Zeichnungsideal einigen, das in Übereinstimmung mit dem Standard zu bringen ist und den Züchtern eine Orientierung ermöglicht. Nur wenn ein einheitlicher Tenor gefunden ist, wird der Aufschwung anhalten und sich dieser Farbenschlag langfristig bei den Züchtern etablieren.

Christian Scholz, Januar 2013

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